Es ist schon verrückt, dass man in Städten am einfachsten und günstigsten öffentlichen Raum für sich beanspruchen kann, wenn man in einer riesigen Blechkiste sitzt und dass wir uns so sehr daran gewöhnt haben, dass Autos in dem Fall mehr Rechte haben als Menschen. Und jedes Mal, wenn ich die Straßen von Amsterdam, Kopenhagen oder inzwischen auch Paris sehe, werde ich sehr neidisch darauf, wie viel schöner alles eigentlich sein könnte, wenn man Städte so gestaltet, als würden dort Menschen und nicht zwei Tonnen schwere Maschinen wohnen.
Aber wenn man das in Autoschland mal anspricht, leben ja auf einmal alle wie Einsiedler auf dem Land, wo das Auto noch unabdingbarer als große Freiheitsikone betitelt wird. Das finde ich lustig, weil ich gerade auf dem Land bin und ich, da ich behindert bin, kein Auto selbstständig nutzen kann. Die 85-jährige Nachbarin hier übrigens auch nicht. Und Menschen unter 18 gibt es hier scheinbar gar nicht, was vielleicht auch daran liegt, dass sie hier gar nicht alleine her- bzw. wegkämen (der Bus fährt maximal 1 x pro Stunde, am Wochenende noch seltener und nachts gar nicht). Tolle Freiheitsikone, die die Hälfte der Bevölkerung von vornherein schon mal grundsätzlich ausschließt.
Denn abgesehen davon kann sich so ein Auto ja auch nicht jeder leisten, der es legal benutzen könnte. Trotzdem werden sich vermutlich sehr sehr viele Deutsche und natürlich die komplette Autolobby über diesen hervorragend verkehrswendigen Beitrag vom ZDF Magazin Royale aufregen und Böhmermann als mediengesteuerten Linksextremisten bezeichnen, der alle Autos anzünden und uns in die Mobilitätsdiktatur stoßen will. Nun. Meinetwegen kann er das ja gerne machen. Ich würde auch in der echten Welt weniger Autos und dafür mehr Leben auf den Straßen sehr begrüßen.