Schlagwort: Verkehr
It works
Gerade muss man gute Nachrichten wieder wie eine Nadel im Heuhaufen voller Mist suchen. Ich bin beim aktuellen doomscrolling in den schönen Niederlanden gelandet. Und anscheinend nehmen die Holländer nicht nur Fahrradwege sehr viel ernster (was übrigens neben Käse und kiffen der Grund ist, weshalb ich fast jedes Jahr nach Amsterdam fahre - denn ich kann mich mit meinem E-Rolli da viel freier bewegen).
Die Klima-Rebellen haben dort nämlich nicht nur ab und zu vier Leute auf 'ne Kreuzung gestellt und ein paar Staus verursacht, sondern besetzten seit Wochen die größte Autobahn des Landes. In Deutschland würde man dafür wahrscheinlich 2x lebenslänglich bekommen. In Holland hat man nun genau damit den ersten kleinen Teil-Erfolg erzielt. Ich mag Holland.
3% vs. 58%
Schon ganz schön ungerecht, dass Fahrräder nur 1/20 von dem Platz nutzen können, den Autos bekommen, aber kommen euch die 33% bei den Fußwegen gerade auch so viel vor? Nun, das liegt daran, dass die echte Welt dann eher so aussieht, dass Straßen bzw. öffentlicher Raum instant unbrauchbar für wird, wenn er für Autos genutzt wird und alles andere, was es sonst noch so gibt, notgedrungenerweise auf dem Fußweg abgeladen wird. Müll, Bäume - und manchmal sogar noch mehr Autos. Hier mal die korrigierte, realistischere Grafik:
So...jetzt haben wa aber auch alles! 🙄 pic.twitter.com/DieXJaO67t
— saschaweiss 📷🏳️🌈 (@saschaweiss_) September 30, 2021
Cabriobeet | Wie man in der Stadt am einfachsten öffentlichen Raum bepflanzt
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Manchmal ist es ja schon sehr absurd, dass man eine Vielzahl an öffentlichen Plätzen tatsächlich nur nutzen kann, wenn man eine riesige Blechkiste mit vier Rädern draufstellt. In Heidelberg zum Beispiel haben sie einem Opa verboten, nicht mehr mit seinem Klappstuhl und zwei Blumenkübeln vor seiner eigenen Haustür zu sitzen, weil er da angeblich mehr störe als die ganzen Autos, die die Straße links und rechts vollkommen zustellen. Hätte er dort allerdings den ganzen Tag in einem riesigen SUV gesessen, wäre das kein Problem gewesen.
Und genau diesen Trick hat in Wien nun jemand angewandt, um die Stadt endlich mal ein wenig grüner werden zu lassen. Eigentlich eine außergewöhnlich deutsche Art des Hochbeet anlegens. Diesmal aber in Österreich.
Wie kann man sich für 10 Euro / Monat ein Hochbeet in den öffentlichen Raum stellen? Man braucht nur ein zugelassenes Cabrio drunter. Wien, du bist ein Parkplatz. #cabriobeet
Honking won’t help
Krass und auch ein bisschen seltsam, aber anscheinend hat jemand mein Gehirn gehackt und meine Gedanken zum Thema Autos in Innenstädten direkt auf diesen Verkehrs-Info-Screen in Brooklyn projiziert. Übrigens wurde die Hupe tatsächlich nicht erfunden, um damit aggressiv "Hey, mach mal schneller Arschloch, hier komm ich, der König der Straße!" zu signalisieren, sondern um vor Gefahrensituationen zu warnen. Und Autos töten langfristig betrachtet viel mehr Menschen durch Abgase und Dauerlärm, als durch tatsächliche Unfälle.
Abgesehen davon, klauen sie uns unfassbar viel Platz, stehen uneffektiv den ganzen Tag rum und geben nicht mal ansatzweise allen Menschen diese angeblich nur so mögliche individuelle Freiheit, denn viele alte, arme und behinderte Menschen sowie alle unter 18-Jährigen können selber gar keine Autos nutzen. In dem Sinne: Mehr solcher Anzeigetafeln und weniger Blechkisten, bitte.
Frankreich überholt stehengebliebenes Autoland
Das nächste Land, dass das deutsche Autoland in puncto Verkehrswende offenbar überholt - und zwar mit dem Fahrrad. In Frankreich zahlt man nicht nur Kaufprämien für E-Bikes aus, auch die Hauptstadt wird scheinbar Richtung Zukunft gelenkt und in eine Fahrrad-Stadt verwandelt (nicht nur da ist uns Frankreich übrigens verkehrstechnisch einen Schritt voraus - die milliardenschweren staaatlichen Corona-Hilfen für den Luftraum waren in Frankreich damals an baldige Klimakonzepte gebunden und mit dem TGV wäre man von München nach Hamburg knapp 3 Stunden weniger unterwegs).
Und ich mag ja, dass sich inzwischen so einige Großstädte wieder zu Orten entwickeln, in denen man mehr Menschen als rumstehende Autos sieht. Ich will endlich weniger tote Blechkisten - und mehr Leben auf der Straße.
Abfuckprämie im Autoland
Während Fahrräder und vor allem E-Bikes gerade überall einen so fetten Boom erleben, dass man mit dem Angebot kaum noch hinterherkommt, diskutiert Deutschland schon wieder darüber, ob man die zurecht gesunkene Nachfrage für Autos mit fossilen Vebrennern nicht nochmal künstlich ankurbelt, um damit angeblich die Wirtschaft zu retten.
Das ist lustig, weil das wirtschaftlich eigentlich wenig sinn Sinn macht. Und klimawandeltechnisch sogar noch mal weniger. Immerhin sterben jährlich ca. 400.000 Menschen in der EU durch Luftverschmutzung von u.a. eben veralteten Autos, von denen wir nun wirklich nicht mehr "Neue" brauchen (was Vergangenheits-Söder sagt). Unsere Verkehrsprobleme könnte man ohnehin sehr viel einfacher lösen, z.B. in dem man Andi Scheuer endlich auf die Straße setzt. Oder mir endlich meine "Ich-habe-und-kaufe-gar-kein-Auto-Prämie" auszahlt.
In Denzlingen bekommt man 500€, wenn man sein Auto abschafft – und dafür aufs E-Bike oder die Bahn umsteigt
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Die Gemeinde nördlich von Freiburg bezahlt die Prämie wahlweise als Zuschuss für eine Jahreskarte für den Regio-Verkehrsverbund oder als Zuschuss zum Kauf eines neuen E-Bikes bei gleichzeitigem Nachweis des Bezugs von Ökostrom im Haushalt des Antragstellers.
Bisher die vernünftigste Abwrackprämie, die ich hierzulande jemals gehört habe, obwohl ich ja generell dann auch ganz gerne Geld dafür hätte, dass ich noch nie ein Auto hatte. Ich schlage daher immer noch eine allgemeine Ich Habe-Gar-Kein-Auto-Prämie vor. Erstens, weil ich dann auch etwas davon hätte (meinetwegen ja auch in Form einer Bahncard 100). Und zweitens, weil weniger unnötige Karren sowohl wichtige Ressourcen als auch Platz sparen und nicht die Luft zumüllen. In Denzlingen scheint man aber zumindest schon mal in die richtige Richtung zu fahren.