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Der Sommer ist tot (rest in peace, brudi) und der Herbst fegt uns bereits nasskalte Melancholie um die Ohren. Die letzten warmen Monate habe ich aber nicht nur grillend in Parks oder Bierchen schlürfend an Kiosken verbracht, sondern nebenbei auch meine Fresse in eine Kamera gehalten und mein allererstes Musikvideo gedreht. Und nach einigem rumschnibbeln daran, habe ich das Ding nun online gejagt, um Deutschrap noch ein bisschen behinderter aussehen zu lassen.
Es ist alles selfmade, vom Song bis zum fertigen Clip (inklusive exklusiver Untertitel), und ist gleichzeitig so etwas wie ein Review meines 2024er Sommers. Klickt gern mal rein ins quer durch Hamburg spulende Resultat und lasst ein bisschen Liebe da, wenn ihr den rappenden Typen im Rolli supporten wollt.
...weiterlesen "Ich habe ein Musikvideo gedreht, in dem ich mit meinem E-Rolli durch Hamburg cruise ✨♿🎙️🎶📹"

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Das Beste kommt oft zum Schluss und in dem Fall ist es ein 1 1/2-stündiges Video, das sich im YouTube-Drama-Kosmos wie ein herzensguter und trotzdem battlender Influencer-Blockbuster anfühlt. Die Rede ist von Leeroy, der mit seinen millionenfach geklickten Interviews in letzter Zeit viel Kritik geerntet hat und in einem roundhousekickenden finalem Statement nun sein Ende verkündet.
Vorher teilt er aber nochmal ordentlich aus, u.a. gegen Rezo, "Goofy" und "Benjamin Blümchen" (aka Montana Black und Manuellsen). Und dabei macht er nicht nur einen sehr viel stilvolleren Abgang als ein gewisser alter blondgelockter Mann in einer großen ZDF-Show, er rückblickt auch nochmal auf sein YouTube-Vermächtnis. Ein Mix aus wholesomer "Guckt mal, wie lieb ich bin"-Legacy, einem würdigen Abschied - und Punchlines, die sitzen wie ein Rollstuhlfahrer.
Für mich eines der besten YouTube-Videos des Jahres, weil ich selber im Rolli sitze und es nur wenige behinderte Menschen in der Öffneltichkeit gibt, die dann auch noch so coole Ding tun, dass ich mich damit gerne identizieren lasse. Und das Schöne ist, es geht in dem ganzen Ding so überhaupt nicht um seine Behinderung (was eigentlich sonst immer passiert, wenn ein Mensch im Rollstuhl irgendwo auftaucht). In dem Sinne: Danke, Leeroy - und mach's gut.
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Als Rollifahrer bekommt man ja ständig Rolli-Fragen gestellt, was in den meisten Fällen sehr nervig, manchmal aber auch in 'nem netten Gespräch enden kann. Und letztens wurde ich gefragt, was man sich denn so für Filme und Serien reinziehen kann, wenn man coole Charaktere im Rollstuhl sehen will, die nicht nur eine belanglose Nebenrolle spielen. Spoiler: es gibt nicht viele. Und die wenigen, die es gibt, sind oft gar nicht mal so gut bzw. hauen ein Klischee nach'm anderen raus.
Manchmal sind die Charaktere im Rolli eigentlich nur dafür da, um nicht-behinderte Charaktere besser da stehen zu lassen, weil sie sich entweder aufopferungsvoll um den armen kleinen Behinderten kümmern oder dem soziophoben Stubenhocker im Rolli erstmal erklären, wie man richtig lebt. Und in noch schlechteren Filmen wird ein Rollstuhl nur als Problem ins Drehbuch geschrieben, das gelöst werden muss, indem der Charakter nur fest an sich glaubt und am Ende dann ganz plötzlich wieder laufen kann. Das kommt dann bei Menschen mit Behinderung ungefähr genau so rüber, wie wenn ein homosexueller Film-Charakter diskriminiert wird und der Film ihn am Ende hetero werden lässt, um seine Probleme zu lösen.
Insgesamt hat der Diversity-Hype aber bewirkt, dass es im Gegensatz zu meiner Kindheit inzwischen durchaus ein paar Film-Charaktere mit Behinderung gibt, die so gut geschrieben sind, dass ich mich mit ihnen identifizieren kann. Gerade in den letzten 10 Jahren sind ein paar echt gute Filme & Serien mit tatsächlich einigermaßen authentischen Rolli-Rollen dazugekommen. Und genau die bekommt ihr nun als kleine von mir approvete Empfehlungsliste, falls ihr coole und echte Characters mögt. Und mit "echt" ist vor allem gemeint, dass Rollifahrer genauso vielschichtig sein können wie alle anderen auch und nicht immer nur selbstmitleidend in ihrem Zimmer vereinsamen, bis jemand ihnen hilft.
Achso, Ziemlich beste Freunde ist übrigens nicht dabei - den kennt ohnehin jeder - und ehrlich gesagt, fühlt er sich manchmal auch etwas cringe an als Mensch im Rollstuhl. Das geht auch besser. Apropos. Lustiger Funfact zum Ende: ich hab' tatsächlich gerade bei 'nem Drehbuch-Wettbewerb mitgemacht, wo es darum ging, eine Serie über einen Menschen mit Behinderung zü schreiben. Jetzt dürft ihr mir Glück wünschen, dass "Sitzen ist das neue Rauchen" die Jury überzeugt und ich nicht umsonst 10 Seiten Papier 2 Minuten vor Deadline eingereicht hab.

Meine Favoriten:
Catching Up (US Independent Dramedy-RomCom, 2019)
1 Meter 20 (6-teilige argentinische Serie bei arte, 2021)
Crip Camp (Netflix-Doku über eine Behinderten-Revolution, 2020)
 
auch ganz gut:
Hasta la Vista - Come as You are (belgischer Roadmovie, 2012)
Kills on Wheels (ungarische Gangsta-Komödie, 2016)
Goldfische (deutsche Kino-Komödie, 2019)
Vielen Dank für Nichts (schweizer Dramedy, 2013)

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...weiterlesen "Ziemlich beste Filme & Serien mit und über Menschen im Rollstuhl ♿🎥"

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Keine Ahnung, wieviele Filme und Serien ich in meinem Leben schon gesehen habe (ich tippe auf insgesamt mindestens 2000), aber um diejenigen abzuzählen, in denen Menschen mit Behinderung eine Hauptrolle spielen, bräuchte ich nicht mal beide Hände. Von 2000 müssten es rein statistisch betrachtet aber praktisch an die 200 sein, wenn man bedenkt, dass tatsächlich knapp unter 10% aller Menschen eine Behinderung haben. Wir gucken uns da also alle ein ganz schön verschobenes Paralleluniversum an.
...weiterlesen "Mini-Serien-Tipp auf arte: 1 Meter 20"


In den letzten Wochen war ich teilweise so fertig, dass selbst tippen aufm normalen Keyboard anstrengend war. Ich bin dann erstmal auf die Bildschirmtastatur von Windows ausgewichen, mit der man allerdings ungefähr so "schnell" schreiben kann wie dieses ermüdende Faultier aus Zootopia, das beim Amt arbeitet.
Daher hab' ich mal nach Alternativen bzw. Tastaturen für Menschen mit Behinderung gesucht und bin auf meiner Google-Reise auf Dasher getroffen. Ein von der Cambridge University gebasteltes Open-Source-Schreib-Programm für Menschen, die bspw. nur noch ihre Augen benutzen können oder allgemein nicht so easy auf einer Tastatur tippen können, aber trotzdem schnell texten wollen (angeblich soll man mit ein bisschen Übung auf 39 Worte pro Minute kommen, was ungefähr einer normalen Durchschnittstippgeschwindigkeit entspricht - das Gif oben ist bspw. von mir und Originalspeed).
Und ich finde das nicht nur cool, weil es so inklusiv ist, sondern auch, weil es nebenbei aussieht wie ein flashiges Buchstaben-Game, das durchaus Spaß beim Schreiben macht und sich wie ein Gedächtnis-Trainings-Spiel anfühlt. Probiert's gern mal aus - hier der Download-Link.

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Eine alte Schulfreundin von mir, die Sarah wurde vom MDR begleitet und hat mal erzählt, wie es sich eigentlich so als Rollifahrerin mit Assistenz lebt und warum das für sie deutlich besser ist, als gesammelt in einer Einrichtung zu landen. Und anscheinend ist es gar nicht selten, dass Menschen mit Behinderung direkt nach der Schule in der Lage dazu sein müssen, eine staatliche Behörde zu verklagen, um nicht schon mit 20 in einem Altersheim zu landen. Denn meine Lebensgeschichte könnt ihr fast eins zu eins über diesen Beitrag legen, was das angeht. Ich bin übrigens auch für zwei Sekunden zu sehen - auf einem Oldschool-Foto aus der Raucherecke vor der Schule. Liebe Grüße, Chefin. 👋

"Mit 20 Jahren ins Altenheim – für die Leipzigerin Sarah Lenz war das keine Option. Sarah, heute 34, lebt mit Muskelschwund in den eigenen vier Wänden – mit ihrer Assistentin Ulrike."

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Seit Jahrzehnten kämpfen viele Menschen gemeinsam gegen jede Form von Diskriminierung. Diese "Kämpfe" werden seit einiger Zeit gehört, weil es längst nicht mehr nur die Betroffenen sind, die aufstehen, sondern weil Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft ihre Stimme erheben, völlig unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht oder was auch immer. Und das ist alles auch sehr gut so. Denn ich glaube, dass man nur mit vereinten Bubbles genug Aufmerksamkeit und Druck erzeugen kann, um politisch und gesellschaftlich etwas zu verändern. Ich bin beispielsweise behindert, weiß & männlich und "kämpfe" mit, sei es nun gegen Rassismus, Sexismus, Homophobie oder was auch immer.
Was ich dagegen mittlerweile fast aufgegeben habe, ist für meine eigene, wenn man so will "Randgruppe" zu kämpfen. Menschen mit Behinderung. Warum? Nun, einerseits fühl ich mich gar nicht mal so wohl, wenn ich mich für etwas sozial engagiere, bei dem ich am Ende selbst mitprofitiere (das klingt vielleicht dumm, aber so verstehe ich Solidarität und ich schenke bspw. auch lieber, als etwas geschenkt zu bekommen). Andererseits komm ich mir aber auch oft überpriviligiert vor, wenn ich Probleme anprangere, die behinderte Menschen aus vielen ärmeren Ländern eher lächerlich finden dürften (allzu sehr muss man Deutschland da aber auch nicht loben, denn es gibt auch viele Länder, die das mit der Inklusion sehr viel besser hinbekommen).
Am meisten frustriert mich aber am Behinderten-Movement, dass diese Kämpfe oft eben kein Gehör finden und ich bisher immer das Gefühl hatte, fast alleine mit eben jener Bubble anzutreten, in der alle eine Behinderung haben. Schon der Punkt, dass viele wahrscheinlich erstmal "Ableismus" googlen müssen, zeigt, wie allein wir sind und wie wenig Leute Diskriminierung von behinderten Menschen überhaupt wahrnehmen. Dementsprechend waren auch die Erfolgssaussichten dieser Kämpfe immer relativ klein und einige haben wir wohl auch deswegen verloren.
Zumal es ohnehin schon schwierig ist, eine Gruppe zu bündeln, in der es total unterschiedliche Bedürfnisse gibt - denn es gibt ja nicht nur eine Behinderung. Und dazu kommt, dass viele Menschen mit Behinderung nicht so mobil sind, wie sie es eigentlich könnten, weil es absurderweise nur ganz wenig neue Transportmittel gibt, die barrierefrei sind und selbst die angeblich zugänglichen eben nicht so einfach zugänglich sind, wie für Menschen ohne Behinderung. Und vielleicht könnt ihr euch ja vorstellen, wie schwierig es da ist, eine Demo zu organisieren. Kurzum: Wir brauchen mehr Support - wir brauchen mehr Allies.
Und ja, klar - es gibt wie im Spiegelartikel inzwischen auch viele Menschen ohne Behinderung, die für uns aufgestanden sind (ich sehe euch <3), als letzte Woche vier behinderte Menschen in ihrem zuhause ermordert wurden und es anschließend nazimäßige Tatmotive zu lesen gab, die davon sprachen, dass man die Opfer eventuell ja nur von ihrem "Leid erlösen" wollte und die Pflegerin vielleicht auch einfach überfordert gewesen sei. Ja, wer kennt es nicht, da ist man auf Arbeit überfordert und muss dann erstmal ein paar Kunden töten, um sich abzureagieren. Aber ja, natürlich - auch die Situation der Pflegekräfte muss, das wissen wir spätestens seit Corona, deutlich verbessert werden.
Menschen mit Behinderung "leiden" in den allermeisten Fällen übrigens auch nicht an ihrer Behinderung. Sie leiden durch die vielen Barrieren und den sozialen Ungerechtigkeiten, die man ihnen immer noch permanent in den Weg und an den Kopf wirft. Ansonsten "leide" ich bspw. so sehr an meiner Behinderung, wie ihr daran leidet, dass ihr keine Flügel habt und deshalb nun mal nicht fliegen könnt. It is how it is, you know.
Ich möchte jedenfalls von keinem fukking "Leid" erlöst werden. Im Gegenteil. Ich würde gerne so alt werden, wie es geht, um den orakelnden Ärzten von damals zu zeigen, dass sie sich maximal geirrt haben, als sie meinen Eltern sagten, dass ich keine 18 Jahre alt werde (ich bin jetzt 34 und es geht mir blendend, was sagt ihr jetzt).
Ich versteh aber natürlich auch, dass man in Zeiten wie diesen manchmal gar keine Kraft mehr hat, um sich mit noch mehr fürchterlichen Nachrichten zu beschäftigen und es vielleicht auch deshalb wenig Aufschrei bzw. Rückenwind für Menschen mit Behinderung gab. Corona macht eben wirklich alles schwerer.
Insgesamt liegt es mbMn aber daran, dass behinderte Menschen kaum bis gar nicht in der Öffentlichkeit stattfinden. Und das sollte eigentlich allen zu denken geben, denn es gibt fast eine Milliarde Menschen auf der Welt, die in irgendeiner Form eine Behinderung haben. In Deutschland ist es bspw. fast jeder Zehnte (dazu zählen übrigens auch Behinderungen, die man nicht sieht, wie bspw Autismus oder Gehörlosigkeit).
Und trotzdem haben wohl immer noch die wenigsten Leute einen behinderten Kollegen oder Freund und man sieht fast gar keine Schauspieler, Künstler, Musiker, Politiker, Influencer etc. mit Behinderung. Das passt jetzt nicht so ganz in eine Zeit, in der seit über 10 Jahren die UN-Behindertenrechtskonvention gilt und wir immer über Diversity sprechen, oder? Es macht dafür aber deutlich, dass Menschen mit Behinderung anscheinend immer noch sozial, beruflich und medial so sehr benachteiligt werden, dass sie es gar nicht erst dort hinschaffen, wo sie sichtbar werden können. Das sollten wir dringend mal ändern, wenn wir das mit der Vielfältigkeit auch wirklich ernst nehmen wollen.
Apropos sichtbar - ich mache an dieser Stelle mal 30 Twitter-Accounts mit Behinderung sichtbar, von denen euch viele noch sehr viel besser als ich zu dem ganzen Thema informieren können, wenn ihr denn zuhören und mit uns kämpfen wollt:

https://twitter.com/raulde https://twitter.com/RolliFraeulein
https://twitter.com/Fischblog https://twitter.com/JuleStinkesocke
https://twitter.com/FrauGodot https://twitter.com/melly_maeh
https://twitter.com/Felicea https://twitter.com/MrsHimbeere
https://twitter.com/LauraGehlhaar https://twitter.com/Melktim
https://twitter.com/FotosmitHerz https://twitter.com/EinAugenschmaus
https://twitter.com/VicisWildeWelt https://twitter.com/RMaskos
https://twitter.com/wheels_to_go https://twitter.com/freiherz
https://twitter.com/QueerCripPain https://twitter.com/audifono81
https://twitter.com/_Edith_Arnold_ https://twitter.com/ProjektLeben2
https://twitter.com/gerlindeschroen https://twitter.com/nancy_poser
https://twitter.com/AnastasiaUmrik https://twitter.com/outerspace_girl
https://twitter.com/badreputashawnx https://twitter.com/muckie2020
https://twitter.com/PatriciaAKoller https://twitter.com/edwingreve
https://twitter.com/Ninidiil https://twitter.com/WheelyWorld

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Falls ihr euch gefragt habt, was ich eigentlich sonst so mache - nun, seit einiger Zeit jobbe ich z.B. nebenbei als Versuchskaninchen und Social-Media-Dödel für TalkTools, den Sanitätsladen von meinem Paps, der hauptsächlich Menschen versorgt, die ALS haben (ICE-Bucket-Challenge, Stephen Hawkings, ihr wisst schon).
Meistens geht es da um so Kommunikationskrams wie Augensteuerungen, inzwischen vertreiben sie aber auch die ersten Roboterarme. Einen davon habe ich jetzt mal ausprobiert und mich dabei ein bisschen gefühlt wie ein Mini-Kranfahrer an seinem ersten Tag. Und ich glaube, nachdem bereits meine DNA modifiziert wurde und ich nun auch noch während einer Pandemie mit einem an meinem E-Rolli befestigten Robo-Arm Bier in mich reingekippt habe, bin ich im Jahr 2020 wohl engültig zum Cyberpunk mutiert.